Naturnahe Biotope bewahren und pflegen

Mehrere für die Biodiversität in Oberursel äußerst interessante und wichtige Flächen werden mit viel Wissen und Fingerspitzengefühl von Klaus Dühr, Mitglied der Insektenwiesen-Gruppe der Lokalen Oberurseler Klimainitiative (LOK), regelmäßig zur Bestimmung der vorkommenden Insekten besucht.

Nach Rücksprache mit der BSO beteiligt sich die Insektengruppe auch an der Pflege, so dass der natürliche Charakter erhalten bleibt.

Diese Flächen bieten einer Vielzahl an Wildbienen und anderen wichtigen Insekten wieder eine gute und nachhaltige Lebens-, Nahrungs- und Brutstätte!

Pocket-Park am Bahnhof

Die erste Fläche ist eine Fels-Landschaft am Bahnhof. Diese wurde 2011 von der Stadt Oberursel für den Hessentag angelegt. Damit ist sie eine rundum künstlich/menschen-geschaffene Fläche. Für eine Vielzahl an Insekten wurde sie seitdem aber zu einer lebenswichtigen Grünzone. Bisher festgestellte Arten können hier eingesehen werden.

Im Laufe des vergangenen Jahrzehnts hatten sich auf dieser Fläche etliche Birken und andere Gehölze selbst gepflanzt (siehe Bild 1), welche die hier ursprünglich angelegte Gras- und Staudenvegetation verdrängen würden. Daher werden bei den jährlich stattfindenden Rodungsaktionen die meisten Birken entfernt. Nur vier Birken bleiben aus einem besonderen Grund erhalten, der später verraten wird. Außerdem werden die meisten invasiven Pflanzen, die sich hier selbst angesiedelt haben und sich zu dominant gegenüber wertvollen Wildpflanzen verhalten, herausgenommen.

Neu angelegte Areale mit Wildpflanzen für die Spezialisten unter den Wildbienen

Im Frühjahr 2022 und im Herbst 2023 wurden 2 kreisförmige Areale von ca. 5 m Durchmesser als Schau- und Demonstrationsfläche mit heimischen Wildstauden bepflanzt. Darunter die gelb blühende Resede, Futterpflanze der Resedenmaskenbiene und der blaue Natternkopf für die spezialisierte Natternkopf-Mauerbiene sowie viele andere.

(© Christoph Peters) Nach harter Arbeit war die erste unsere Wildpflanzen-Enklaven vorbereitet.
„Tiere gepflanzt“: Die von uns gepflanzten Reseden lockten in kürzester Zeit die spezialisierte Reseden-Maskenbiene herbei…
(© Nah-Yong Au) „Tiere gepflanzt“: Die von uns gepflanzten Reseden lockten in kürzester Zeit die spezialisierte Reseden-Maskenbiene herbei…

Ergänzen von trocken-resistenten Spätblühern

Zunehmende Dürrephasen lassen das Blühangebot auf der Fläche, besonders gegen Ende des Sommers, schrumpfen. Deshalb werden im Herbst nach Sichtung besonders Trockenheit-resistente Spätblüher (z.B. Färberkamille, Ochsenzunge, Alant, edle Schafsgarbe) nachgepflanzt.

Besondere Bewohner im Pocket-Park am Bahnhof

Heide-Feldwespe

Bei den Arbeiten haben wir hier drei Nester der Heide-Feldwespe entdeckt (Bild 2). Das ist eine kleine Sensation! Denn diese harmlose, wärmeliebende Art ist in Hessen relativ selten und wird im Innerstadtbereich normalerweise vergeblich gesucht. Ausnahmen bilden lediglich künstlich angelegte Lebensräume wie an unserem Bahnhof in Oberursel. Wildnis mittendrin! Die Heide-Feldwespe ist auch der Grund, weshalb die vier Birken auf dieser Fläche erhalten blieben. Sie bieten der Heide-Feldwespe wertvolle Nisthabitate

Blauflügelige Ödlandschrecke

Auch die Blauflügelige Ödlandschrecke wurde gesichtet. Sie ist eine wärmeliebende Heuschrecke, die sich in den letzten Jahren im Vordertaunus auf Magerflächen etabliert hat. Der Klimawandel hat ihre Verbreitung nach Norden ermöglicht. So besiedelt sie auch warme Magerhabitate im Siedlungsbereich. Ihr Aussehen kann sehr variabel sein, weil vor allem die Weibchen sich die Farbe ihrer Umgebung zulegen. Das dient ihrem Schutz vor Fressfeinden. Im Flug ist sie mit ihren hellblauen Flügeln unverkennbar.

Verkehrsinseln Kreisel Altenhöfer Weg und Goethestraße, Beet und Wiese an St. Hedwig

Im September 21 wurde ein Antrag zur nachhaltigen Neubepflanzung der Kreisel Altenhöfer Weg und Goethestraße von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen eingebracht und einstimmig angenommen. Nach Klärung der Finanzierung wurden die naturnahen Pflanzungen an den Verkehrsinseln im Herbst 22 und Frühjahr 23 von der BSO angelegt und haben sich gut entwickelt:

Beobachtungen Goethestraße

Beobachtungen Altenhöfer Weg

An der Kirche St. Hedwig im Norden Oberursels wurde ein großer Teil des Außengeländes von Eva Keller und Helfer:innen fachkundig und aufwändig umgestaltet zu vielfältigen Lebensräumen für Wildbienen und Schmetterlinge. Mehr als 100 einheimische Ursprungsarten bieten ein reichhaltiges Blühangebot rund ums Jahr. Die Flächen werden von Eva im Namen des Förderkreises St. Hedwig betreut und weiterentwickelt. Das Gelände ist rund ums Jahr öffentlich zugänglich und bietet mit Pflanzenschildern Anregungen für Interessierte. Führungen können gerne vereinbart werden. 

Beobachtungen Wiese an St. Hedwig

Um unser Wissen über den Einfluss der auf der Fläche anzutreffenden Pflanzenarten auf die besuchenden Insekten zu erweitern, werden auch auf diesen Flächen Insekten-Monitorings durchgeführt. Bei Bedarf unterstützt unsere Gruppe die Pflegearbeiten auf den Flächen.