Insektenwiesen Erfolgsstorys

Nach knapp 40 Arbeitsstunden war es geschafft!

Zwei für die Biodiversität in Oberursel äußerst interessante und wichtige Flächen wurden mit viel Wissen und Fingerspitzengefühl von Klaus Dühr, Mitglied der Insektenwiesen-Gruppe der Lokalen Oberurseler Klimainitiative (LOK), nach Rücksprache mit der BSO gesäubert und so gepflegt, dass ihr natürlicher Charakter erhalten blieb.

Nun bieten diese Flächen einer Vielzahl an Wildbienen und anderen wichtigen Insekten wieder eine gute und nachhaltige Lebens-, Nahrungs- und Brutstätte!

„Alpine“ Fels-Landschaft am Bahnhof

Die erste Fläche ist eine alpine Fels-Landschaft am Bahnhof. Diese wurde 2011 für den Hessentag angelegt. Damit ist sie eine rundum künstlich/menschen-geschaffene Fläche. Für eine Vielzahl an Insekten wurde sie seitdem aber zu einer lebenswichtigen Grünzone.

Bild 1 (©Klaus Dühr): alpine Felslandschaft am Bahnhof vorher

Im Laufe des vergangenen Jahrzehnts hatten sich auf dieser Fläche etliche Birken selbst gepflanzt (siehe Bild 1). Ihr Laubfall düngt den Untergrund. Dieses klingt zunächst positiv. Allerdings bedeutet dieses mit der Zeit das Aus für die hier ursprünglich angelegte alpine Vegetation. Diese ist nämlich auf einem mageren, nährstoffarmen Untergrund angewiesen.

Daher wurden bei der Säuberungsaktion die meisten Birken entfernt. Nur vier Birken blieben aus einem besonderen Grund erhalten, der später verraten wird. Außerdem wurde eine Vielzahl invasiver Pflanzen, die sich hier selbst angesiedelt hatten und sich zu dominant gegenüber wertvollen Wildpflanzen verhalten, herausgenommen.

Bei der Säuberung haben wir hier drei Nester der Heide-Feldwespe entdeckt (Bild 2). Das ist eine kleine Sensation! Denn diese harmlose, wärmeliebende Art ist in Hessen relativ selten und wird im Innerstadtbereich normalerweise vergeblich gesucht. Ausnahmen bilden lediglich künstlich angelegte Lebensräume wie an unserem Bahnhof in Oberursel. Wildnis mittendrin!

Die Heide-Feldwespe ist auch der Grund, weshalb die vier Birken auf dieser Fläche erhalten blieben. Sie bieten der Heide-Feldwespe ausschließlich wertvolle Nisthabitate.

Bild 2 (© Klaus Dühr): Nest der Heide-Feldwespe

Auch die Blauflügelige Ödlandschrecke wurde gesichtet (Bild 3). Sie ist eine wärmeliebende Heuschrecke, die sich in den letzten Jahren im Vordertaunus auf Magerflächen etabliert hat. Der Klimawandel hat ihre Verbreitung nach Norden ermöglicht. So besiedelt sie auch warme Magerhabitate im Siedlungsbereich. Ihr Aussehen kann sehr variabel sein, weil vor allem die Weibchen sich die Farbe ihrer Umgebung zulegen. Das dient ihrem Schutz vor Fressfeinden.

Bild 3 (© Klaus Dühr): Blauflügelige Ödlandschrecken gehen liebevoll miteinander um
Bild 4 (© Klaus Dühr): Felslandschaft am Bahnhof gesäubert

Heidefläche auf der Stierstadter Heide

Die zweite Fläche ist eine alte, natürlich gewachsene Heidelandschaft,  welche zweigeteilt ist. Der kleinere Teil gehört zum Stadtgebiet, der andere, größere Teil zum FFH-Gebiet „Oberurseler Stadtwald und Stierstädter Heide“. Wir pflegen nur die Fläche des Stadtgebietes. Die Pflege des Schutzgebietes obliegt der Oberen Naturschutzbehörde. Sie ist ein Tummelplatz für seltene Insektenarten.

Bild 5 (© Klaus Dühr): Städtische Fläche der Stierstädter Heide

Aus der Heidefläche wurden alle Pflanzen entfernt, die das natürliche Wachstum der Besenheide behindern oder verhindern. Hierzu gehört vor allem die Brombeere und alle Baumarten. Junge Baumtriebe wurden, wenn möglich, mit Wurzel entfernt. Auch eine größere Roteiche musste weichen, um eine weitere Vermehrung dieser Art auf der Heide zu verhindern.

Auch hier wurde u.a. sehr seltenen Arten die Blauflügelige Ödlandschrecke gesichtet, sowie erstmals ein Pärchen der Zweifarbigen Beißschrecke (Bild 6) in 2021.

Bild 6 (© Klaus Dühr): Junges Weibchen der Zweifarbigen Beißschrecke

Unsere aktuellen Projekte:

  • Identifikation & Kartierung interessanter Flächen für zukünftige Insektenwiesen und die Suche nach langfristigen Paten dafür
  • Koordination für eine synergetische Zusammenarbeit aller beteiligten Stakeholder (BSO, Kommune, Politik, Bürger)
  • Entwicklung zielgerichteter Projekte für Schulen & Kitas

Wer unser Team gerne unterstützen möchte, kann sich über insekten@l-o-k.de bei uns melden. Wir freuen uns auf Dich!